Detaillierte Version der Kirchengeschichte (1)

Die christlichen Konfessionen und die Juden in der Pfarrgemeinde Weisendorf - Rezelsdorf

Kurze geschichtliche Betrachtung über das Miteinander der evangelischen, katholischen und israelitischen Gläubigen

In jener Zeit bildete die Gründung von Pfarreien und die Ausübung des Patronatsrechts über diese ein nicht zu unterschätzendes Instrument zur Herrschaftsintensivierung. Im 14. und 15. Jahrhundert standen im Bistum Bamberg 23 belegbaren bzw. wahrscheinlichen Gründungen der Bischöfe, Stifte und Klöster insgesamt 37 des Adels gegenüber, darunter acht von Edelfreien und 29 von Angehörigen des Niederadels. Das Patronatsrecht beinhaltete insbesondere das Recht auf Präsentation eines Geistlichen im freigewordenen Lehensgut oder Benefizium und außerdem vielfach zur Herrschaftsmehrung nutzbare Aufsichts- und Vogteirechte über die Pfarreien. Die mit dem Patronatsrecht verbundenen Ehrenrechte waren zudem ein wichtiges Mittel herrschaftlicher Repräsentation.
Die Bestärkung seiner Herrschaft durch Gründung einer Pfarrei mag es gewesen sein, die den gleichnamigen Nachfahren jenes Nürnberger Ministerialen Heinrich von Berg bewogen hat, in seinem Besitztum Weisendorf eine eigene Pfarrei zu gründen. Der Dompropst zu Magdeburg und Bamberg, Gerhard von Schwarzburg, besiegelte 1358 auf sein Drängen hin die Trennung der Filialkirche des Ritterguts Weisendorf von ihrer Mutterpfarrei Büchenbach und erhob die Kapelle in Weisendorf zur eigenständigen Pfarrei im Bistum Würzburg.
Damit durfte der Rittergutsbesitzer das Patronat über die Weisendorfer Kirchenstiftung ausüben. Der fromme Stifter stattete seine Kirche mit einem Bauernhof, wörtlich ein hofstat pey dem Kirchoff, des weiteren mit insgesamt 20 Morgen Ackerland in und um Weisendorf und mit einer Wiese aus seinem Besitz aus. Der Ertrag aus diesen in der Regel verpachteten Äckern und der Wiese zusammen mit den Einnahmen aus den Spenden an den Altar der Weisendorfer Kirche, das sind u. a. gestiftete Messen, z.B. Seelmessen, oder Gaben, die im Sinne eines Sündenablasses die Sündenstrafen im Jenseits mindern sollten, sowie den täglich anfallenden Gebühren, die sog. "iura stolae = Stolgebühren", die jeder Gläubige anlässlich einer Taufe, einer Heirat oder einer Beerdigung an den Geistlichen abzugeben hatte, ergaben ein durchaus anständiges, aber doch recht knappes Jahresgehalt für den Pfarrer. Die Urkunde bestätigt ohne allen Zweifel einen bereits vorhandenen Kirchhof, also eine Kirche oder Kapelle mit einem Friedhof darum herum. Dass es damals schon ein Pfarrhaus gegeben haben wird, ist unwahrscheinlich, denn der zu Beginn des 15. Jahrhunderts dort eingesetzte katholische Pfarrer Nikolaus Peter Caspar Klüpfel war den päpstlichen Gesetzen gemäß ehelos, unterlag also dem Zölibat, und wohnte wahrscheinlich in dem um 1397 erbauten Wasserschloss der Herren von Berge. Freilich unterstand Weisendorf als Würzburger Lehen jetzt weiterhin der Lehenshoheit der Bischöflichen Dompropstei Büchenbach. Zwei Drittel des Zehnt zu Weisendorf standen dem Rittergutsbesitzer, ein Drittel des Zehnt zu Dorf und zu Feld jedoch nach dieser Urkunde genauso wie zuvor dem Büchenbacher ab sofort dem Weisendorfer Pfarrer zu.

Das Rittergut Weisendorf selbst lag zwischen zwei mächtigen Nachbarn: dem Markgraftum Brandenburg-Kulmbach-Bayreuth und dem Hochstift Bamberg. Für den Herrschaftsbereich der zollerischen Markgrafen im heutigen Oberfranken mit der Plassenburg ob Kulmbach als Mittelpunkt erscheint seit dem ausgehenden 14. Jahrhundert die Bezeichnung Oberland, bisweilen auch Land auf dem Gebirg. Im Teilungsvertrag von 1437 wurden die großenteils im heutigen Mittelfranken liegenden Ämter Neustadt an der Aisch, Dachsbach, Emskirchen, Wernsberg, Rennhofen und Hagenbüchach erstmals dem Land oberhalb Gebirgs als obergebirgisches Unterland zugewiesen.
Gemäß der Würzburger Lehenurkunde vom 23. November 1438 erbte Arnold Freiherr von Seckendorff-Nold das Weisendorfer Lehen. Die Familie derer von Seckendorff hatte sich bereits um die Mitte des 14. Jahrhunderts in 14 Familienzweige aufgefächert und war damit nicht nur das kopfstärkste Niederadelsgeschlecht Frankens, sondern auch das besitzreichste. Am 26. August 1439 befindet sich das Rittergut Weisendorf im Besitz der drei Brüder Arnold, Pangratz und Erkinger von Seckendorff-Nold. Der Besitz ist jedoch mit einer Heimsteuer und einer Morgengabe der Witwe des Eberhard von Berg belastet. Nach jahrelangen Erbstreitigkeiten wurde Erkinger am 26. September 1460 endgültig mit Sitz und Dorf Weisendorf belehnt. Da die Seckendorff von Markgraf Albrecht Achilles von Brandenburg-Ansbach abhängig waren, hielten sie im 1. Markgräfler Krieg (1449 –1450) zu ihm und so brannte der Nürnberger Feldhauptmann Reuß von Plauen 1449 das Weisendorfer Schloss nieder. Vermutlich in diesem Zusammenhang ließen die Seckendorff-Nold anstelle einer einfachen, kleinen eine wehrhafte, gotische Chorturmkirche erbauen, die noch heute den Kernbau der protestantischen Pfarrkirche in Weisendorf bildet. Diese Kirche überstand den Dorf- und Schlossbrand 1504, der im Verlauf des Landshuter Erbfolgekriegs (1504 – 1505) von Nürnberger Landsknechten gelegt worden war.

 

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